Wie digitalisiere ich ein Festival? - Prolog

10. April 2023
Lesezeit: 4 Minuten

Die Biwenko GmbH hat in 2020 bei der Umsetzung des ersten rein digitalen Literatur Festivals in Deutschland mitgearbeitet. Ein spannendes Projekt, denn für die Digitalisierung eines Festivals müssen schon im Vorfeld zahlreiche Überlegungen angestellt und Strategien angewendet werden. Wir haben unsere Erfahrungen in einem fünfteiligen Sachbericht dargelegt: 

Prolog

Die Digitalisierung ist dynamisch und agil. Und die Digitalisierung hat auch längst die Kultur erfasst! 

Wenn wir bei Kunst und Kultur über Digitalisierung sprechen, dann haben die meisten Menschen nur das vor dem geistigen Auge, was man auch sieht, also das Endprodukt, das Theaterstück, das Kunstwerk oder die Videoinstallation. Wenn hier irgendetwas digitales passiert, dann wird sehr schnell über die Digitalisierung der Kunst oder Kultur gesprochen, auch wenn in einem modernen Theaterstück nur ein Messenger integriert wurde, der die Aufführung unterstützt.

Und genau das ist mit der Fragestellung “Wie digitalisiere ich ein Festival?” nicht gemeint.

Wir haben in 2019 und 2020 das WORTWORTWORT-Festival konzipiert und organisiert, welches dann vom 08. - 20. November 2020 stattfand und das erste rein digitale Literaturfestival in Deutschland war. Beim WORTWORTWORT-Festival beschäftigen wir uns per se mit der Digitalisierung und Wortkunst, also: Was macht die Digitalisierung mit der Wortkunst, und wie beeinflusst sie die Wortkunst? Denn eins ist klar, auch in diesem Segment macht die Digitalisierung keinen Halt. Um die Ideen, Ursache und den aktuellen Stand bzw. Notwendigkeit plakativer zu machen, hier zwei Beispiele:

Das Lektorat bei Buch-Verlagen

Früher wurden Manuskripte in Papierform eingesendet. Jede Seite wurde ausgedruckt und man hat sie binden lassen oder die Seiten mittels einer Büroklammer zusammengehalten. Das ist nun schon seit einiger Zeit nicht mehr Gang und Gäbe und der Weg per Mail, sowie der Versand als PDF ist seit langem state of the art. Einige Verlage gehen hier auch schon einen Schritt weiter:

Die als PDF eingesandten Skripte durchlaufen, bevor sie zu einem Lektor gelangen, einen Prozess. Hierbei werden die PDFs vorab maschinell auf ihre Qualität geprüft. Dies geschieht über Rechner, die mittels deep learning einen immensen Wissensschatz gespeichert haben und so das Wissen per Algorithmen mit der PDF vergleichen. Dies ist somit die erste Hürde, die ein Manuskript nehmen muss, also ein Filter, bevor ein Lektor das Skript überhaupt liest. Und diese maschinellen Lektorenprogramme sind richtig gut. Sie können mitunter sagen, ob ein Skript das Potential hat ein Bestseller zu werden oder nicht. Aber klar ist auch: Die Prozesse des Lektorats erfahren eine Digitalisierung und die Anzahl an menschlichen Lektor*innen nimmt ab.

Alternative Vertriebswege von Wortprodukten

“The Medium is the message” - Diese Aussage des Kommunikationstherotikers Marshall McLuhan trifft im Zeitalter der Digitalisierung voll ins Schwarze. Wurden früher Buchstaben, Wörter und Sätze nur auf Papier gedruckt und zwecks Wertschöpfung in Form von Büchern, Zeitungen und Zeitschriften vertrieben, so sind heute die Kanäle wesentlich differenzierter. Seien es Ebooks, Blogs und Webseiten oder gar ganze Plattformen wie wattpad, audible oder wordpress. Und im Wortbereich wollen wir auf keinen Fall Podcasts, oder im Wort-/Bildbereich Videoplattformen wie Youtube, Netflix und Co. unterschlagen. Die Digitalität hat neue Wege zum Leser*in, Hörer*in und Zuschauer*in geschaffen und damit auch Konsumgewohnheiten und Formate geändert.

Die oben beschriebenen Beispiele verdeutlichen, dass die Digitalisierung längst Einzug in die Wortkunst gehalten hat. Neben der inhaltlichen Auseinandersetzung stellten wir uns aber die Frage: “Wie digitalisiere ich ein Festival?"

Um dies zu tun, mussten zwei grundlegende Überlegungen angestellt werden:

1. Die Digitalisierung unterstützt Prozesse

Die DIN EN ISO 9000:2015 definiert den Begriff »Prozess« als einen Satz zusammenhängender oder sich gegenseitig beeinflussender Tätigkeiten, welcher Eingaben zum Erzielen eines vorgesehenen Ergebnisses verwendet.

So gesehen kann jede Art von Tätigkeit als Prozess betrachtet werden. Ein Festival besteht demnach aus vielen einzelnen Prozessen, bei denen der Output (Ergebnis) eines Prozesses, der Input (Eingabe) für den nächsten Prozess ist.

In einem Unternehmen gilt: Je schneller und flexibler die Prozesse strukturiert sind, desto effizienter und wirtschaftlicher läuft der Gesamtprozess ab. Prozesse orientieren sich dabei immer am Ergebnis. 

2. Fünf verschiedene Strukturebenen

Ein Festival ist ein temporäres kleines Unternehmen, welches in Prozessen funktioniert. Um die Prozesse besser zu sortieren und bewerten zu können, bietet es sich an, das Festival in vier Ebenen zu unterteilen:

2.1. Die inhaltliche Ebene

Die 1. Ebene muss direkt gesondert betrachtet werden. Dies liegt in dem Umstand begründet, dass Kunst und Kultur die Digitalisierung als kreatives und gestalterisches Element nutzen, um neue und innovative Werke zu schaffen. Da Künstler*innen stetig nach neuen Ausdrucksformen suchen, stellt die Digitalisierung, egal ob Software oder Hardware, ein Eldorado für den kreativen Geist dar. Durch die Digitalisierung ist eine neue Infrastruktur der Wahrnehmung, der Kommunikation und der Koordination entstanden. Dies wirkt sich direkt auf den Schaffensprozess aus.

2.2. Die Ebene der Kommunikation

Als Kommunikation verstehen wir in dem Zusammenhang “Wie digitalisiere ich ein Festival?” die Kommunikation mit potentiellen Besucher*innen oder Zuschauer*innen. Viele würden dies als Werbung abtun, aber der Begriff Werbung würde hier zu kurz greifen. Wir wählen lieber den Marketingbegriff der Kommunikation, der alle Kommunikationsmaßnahmen und -instrumente umfasst. Diese gilt es zu digitalisieren, wobei diese Kommunikation dann ausschließlich via Internet geschieht (sei es auch nur der Versand der Pressemitteilung per Mail).

2.3. Die Ebene der Organisation und Verwaltung

Die Organisation lässt sich nicht komplett digitalisieren, aber deren Prozesse lassen sich digitalgestützt optimieren. Es fallen sofort Stichworte wie Cloudspeichersysteme oder agiles Arbeiten. Das papierlose Büro ist eine Facette der digitalen Verwaltung. Allein hier reihen sich eine Vielzahl von Prozessen hintereinander auf. Aber auch die Buchhaltung und das Verkaufen von Tickets gehört zum Verwalten. Sowohl Organisation als auch Verwaltung bieten viele Ansätze zur Digitalisierung.

2.4. Die Ebene der Analyse

Bei einem Festival muss der Erfolg dokumentiert und evaluiert werden. Sei es aus Eigeninteresse, um Erfahrungen zu archivieren, um Prozess zu optimieren oder um die Verwendung von Mitteln adäquat darzustellen. Da die Kommunikation, Organisation und Verwaltung digitalisiert wird, lassen sich die Prozesse der Analyse problemlos anhängen und implementieren.

In den folgenden Blogbeiträgen stellen wir Dir die einzelnen Ebenen separat vor und zeigen auf, welche Möglichkeiten der Digitalisierung sich bieten.

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